Am Samstag, habe ich am 7. Alpin Marathon Liechtenstein Marathon teilgenommen

Ein Marathon in Konkurrenz zur Fußballweltmeisterschaft

Dieser Bericht ist nichts für all diese in Pantoffeln vor dem Fernseher sitzenden Fußballfans, die uns seit 4 Tagen das Leben vermiesen. Aber auch nicht für die Verrückten auf dem Platz. Ich sage das deshalb vorweg, weil ich mich kurz vorher bei einem Hallenfußballturnier verletzt habe, bei einer kleinen „Diplomaten-WM“, die von der Ukrainischen Botschaft in Wien organisiert wurde und an der 8 Länder teilnahmen. Kein Spiel, in dem ich nicht Tritte bekommen habe und selbst gegen die Schweiz, den angenehmsten Gegner, wurde ich so getreten, dass ich bis zum Vorabend des Marathons eine Krücke hatte. Dazu kam das Wochenende davor eine Nasennebenhöhlenentzündung mit Fieber usw. Ihr werdet also verstehen, dass ich Bedenken hatte, am Marathon teilzunehmen. Am Freitag Abend mit dem Nachtzug in Wien losgefahren, bin ich am Morgen um 7.15h am anderen Ende des Landes, in Feldkirch, angekommen, unmittelbar an den Grenzen zur Schweiz und zu Liechtenstein. Der Start war um 9h am Samstag Morgen und mir blieb noch Zeit, zwei Busse zu nehmen. Alles pünktlich und zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk.

 

 

 

Alles war für diesen kleinen Marathon perfekt organisiert, etwas mehr als 500 Läufer aus 19 (!) Ländern bei dieser 7. Auflage. Kleine Häuser, ausreichende Umkleidemöglichkeiten, überall Toiletten, Anmeldemöglichkeit bis 8.45h und das absolute Ultra: Massagen VOR dem Lauf (natürlich auch danach). Ich habe diese Möglichkeit genutzt, um die Beine optimal auf den Lauf einzustimmen.

Ich bin vor allem wegen der Landschaft und wegen meines freundes Joachim gekommen, der mich im Juni 2003 mit dem Laufen angesteckt hat. Wir sind zusammen 2003 La Rochelle, 2004 Paris und Mont Blanc, 2005 den Jungfrau Marathon und 2006 in Wien zusammen gelaufen. er wohnt in Paris und Berlin, ich in Wien, und so bieten sich die europäischen Marathons als Möglichkeit an, sich wiederzutreffen. Das nächste Mal wird es in Médoc sein.

 

Die ersten zehn Kilometer waren flach, halb Straße, halb Waldwege, auf einer Höhe von 500m. Optimal zum Quatschen, zum Warmlaufen, um seine ... auch um ein paar Fotos zu schießen und ein bisschen rumzublödeln (rückwärts laufen, unsinnige Sprints und Scherze mit den Zuschauern am Rand). Der Ernst begann in Vaduz, der Hauptstadt, ein angenehmer Anstieg in den Wald, vorbei am Schloss des Fürsten. Dort wartete ich auf meinen Kumpel Joachim, um ein Erinnerungsfoto zu machen. Später gab es ein Wiedersehen im Ziel. Ich lief weiter schnell genug die Steigung bis zur Halbmarathon-Distanz (es ging die ganze Zeit bergauf, außer ein flacher Kilometer bei km 15) und dann kam die zauberhafte Berglandschaft.

Ich habe erneut festgestellt, wie sehr ich die Bergläufe mag: die Ruhe und die absolute Stressfreiheit. Zu steil? Das geht schon! Lust zu fotografieren (ich lief mit einer Einwegkamera)? Kein Problem, ich konnte sogar posieren und einen anderen Läufer bitten, mich zu fotografieren. Kein falscher Ehrgeiz unter den Läufern. Natürlich denke ich, dass es einige gibt, die um die ersten Plätze auf dem Podest wetteifern, aber für all die anderen.. immer ein freundliches Wort, Ermutigung, Anfeuerung usw. Später, als der Weg schmal wird, eher ein Wanderpfad, und ich hinter mir einen Läufer hörte, fragte ich ihn, ob er überholen wolle und die anderen machten es genauso. Es war erholsam für den Geist. Auf der anderen Seite der verbissene Kampf zwischen den Nationen, verstärkt unter dem Eindruck der Fußball WM mit ihren Mauscheleien, Doping und diversen Geschichten, die die Massen benebeln.

Meine GPS-Daten (Norden ist oben, nicht umgekehrt, siehe rechts!)zoom

 

Bei Bergläufen ist es nicht nur die Ruhe und die Wonne, stellt Euch die Bergwände vor, die sich aus den Wäldern erheben, die ausladenden Almwiesen, die Blumen ... und der Firnschnee. Zwei Streckenabschnitte führten auf einigen Metern über Schnee, im Juni!

Ich bin bis zum km 32 in 3h gelaufen, inklusive der Fotopausen usw. Dann war ich so klug, in Anbetracht meines Beines auf den geraden oder abschüssigen Abschnitten etwas langsamer zu laufen, fast zu gehen. Ich lief bei 4:25h ins Ziel, ich belegte von 544 Finishern den 114. Platz. Im Ziel war ich entspannt und noch ganz gut in Form.

Im Zielbereich gab es gute Verpflegung, wie auch auf der gesamten Strecke und – ein Wunder an perfekter Organisation – kaum drehten wir, Joachim und ich, uns in Richtung des Gardarobenstandes, strecketen uns zwei Frauen lächelnd unsere Sachen entgegen. Vorausschauend hatten sie schon unsere Startnummern entziffert. Die perfekten Organisatoren hatten zudem auch für warme Duschen gesorgt, wie vorher auch schon im Zielbereich beim Jungfrau Marathon. Das war SEHR angenehm. Wir sind mit dem Bus (1x umsteigen) bis Feldkirch auf österreichisches Territorium gefahren, wo wir ein gutes Restaurant fanden, in dem wir unseren Marathon auf Franziskaner Art (mit Weißbier) feiern konnten.

Noch etwas zu diesem Marathon: Man kann ohne Probleme mit Bus und Bahn anreisen. Dieser Winkel Europas erreicht man zweifellos am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sogar am Wochenende. Es ist auch ein Öko-Marathon, keine Autos. Einziges Manko: Es gab keine Medaille, nur einen albernen Kristalllöwen und ein Funktions-T-Shirt.

Joachim lässt grüssen !
Last but not least: kein Muskelkater am nächsten Tag. Ein Genuss im Vergleich zu den Straßenmarathons. Am Sonntag habe ich dann an einem kleinen Fußball Freundschaftsspiel im Prater teilgenommen (ein großer, 6 qkm großer Garten in Wien), mit meinen Kindern, Ägyptern und einem Algerier, ohne die Tore zu zählen und alles fand in einer ruhigen und friedlichen Atmosphäre statt, so dass ich zurück an die Berge dachte.